Unsere Reiseroute durch Malaysia:
Kuala Lumpur - Kuching ( Borneo) - Sandakan (Borneo) - Lankayan Island - Kuala Lumpur
Bevor wir Borneo selbst erleben durften, hatten wir bestenfalls vage Vorstellungen davon was uns dort erwarten könnte. Man denkt an wildes, unerschlossenes Land, Kopfjäger und Kannibalen und vieles mehr. Das war vor 100 Jahren wahrscheinlich auch so, aber inzwischen sind die Kopfjäger wie so vieles eine Touristenattraktion und in den Städten auf Borneo sieht es aus wie anderswo auch. Zwischen den Zentren der Zivilisation existieren aber nach wie vor weite Teile unerschlossenes Land, denn Borneo ist unfassbar groß:
Die Insel misst ca. 1.300 mal 1.000 km und ist damit nach Grönland und Neu-Guinea die drittgrößte Insel der Welt. Sie liegt grob zwischen Malaysia, Indonesien und den Phillipinen im Südschinesischen Meer und ist geteilt in einen weitaus größten indonesischen Teil (Kalimantan) und den malayischen Teil (Borneo im engeren Sinne), der dann aus den Bundestaaten Sarawak und Sabah besteht. Daneben gibt es noch das kleine steinzeit-islam-geprägte Sultanat Brunei, welches zwischen den Bundestaaten Sarawak und Sabah liegt. Sabah im Osten wird von den Einheimischen auch "Insel unter dem Wind" genannt, denn die nordöstliche Spitze Borneos ist von den Regenzeiten im Herbst / Winter nicht so stark betroffen wie der Rest Malaysias, weshalb man die vorgelagerten Inseln in der Sulusee (im Gegensatz zu den vielen anderen Inseln im südchinesischen Meer) mehr oder weniger ganzjährig besuchen und betauchen kann.
Wegen des schwelenden Konfliktes mit phillipinischen Extremisten, wird der östliche Teil von Sabah zu den Phillipinen gut überwacht. Auch auf den noch bereisbaren Inseln sind teilweise Militärposten eingreichtet, welche die Lage aber gut im Griff haben. Der gesamte Bereich um Semporna herum, also auch Hot Spots wie Sidapan Island, ist aktuell eine No-Go Area. Wir haben uns auf Lankayan jederzeit sicher gefühlt. Abgesehen davon ist Borneo aber viel mehr, und wir sind dankbar dass wir das meiste davon erleben durften:
Tips Malaysia Fortbewegung und mobiles Internet, Flughafen Kuala Lumpur
Unsere Reise führte uns im Oktober 2018 über einen kurzen Zwischenstop in Kuala Lumpur nach Kuching im Bundesstaat Sarawak, wo wir bspw. im direkt am Meer gelegenen Bako Nationalpark waren. Von dort aus flogen wir nach Sandakan im Bundestaat Sabah wo wir wilde Urang-Utans in Sepilok und wilde Elefanten im Naturschutzgebiet des Kinabatangan-River sehen konnten und schöne Tage in einer Dschungellodge mit unfassbarem Ausblick erlebt haben. Von Sandakan ging es auf den malerischen Tauchspot Lankayan Island, ein kleines Paradies mit einer Aufzuchtstation für Meereschildkröten ca. 50 km vor der Küste Sandakans fernab des üblichen Pauschaltourismus. Den Abschluss bildeten einige Tage Kuala Lumpur:
Um Kuching gibt es mehrere Nationalparks (Gundun Gading, Kuban, Bako etc.). Da wir nur ein paar Tage in Kuching waren, sind wir nur nach Bako (Link zum Betreiber des Parks). Dieser hats aber in sich und ist wirklich genial. Es fängt schon damit an, dass Bako quasi von der Außenwelt abgetrennt ist und man nur mit dem Boot übers Meer dorthin kommt. Man landet direkt am Strand an bevor man sich bei der Rangerstation registriert. Aber nochmal einen Schritt zurück: Von Kuching aus kommt man am besten (und günstigsten) mit dem öffentlichen Bus nach an die Bootstation nach Bako. Man nimmt die Linie 1, bspw. direkt an der Station neben dem Kuching Imperial Riverbank Hotel (dass wir übrigens wärmstens empfehlen können) für 3,50 Ringitt (ca. 90 Cent). Die Endstation nach ca. 45 Minuten Fahrt ab Kuching-Zentrum ist auch der Bootsanleger nach Bako. Der Eintritt in den Nationalpark und das Transportboot kosten zusammen 60 Ringitt, also etwa 13 Euro; man vereinbart mit dem Fahrer eine Abholzeit. Im Headquarter des Parks befindet sich neben der Rangerstation auch ein kleines Restaurant und man kann dort, bei mehrtätgigen Touren auch übernachten.
Der Park hat mehrere farbig gekennzeichnete Trails, die bis zu 3,5 Stunden und je nach Fitness unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen. Achtung: die Wegstrecken sind immer für den einfachen Weg angegeben! Schwierig sind sie auf Grund des Geländes und der Hitze aber alle mehr oder weniger, denn es sind tatsächlich Wege durch den Urwald. Wir haben uns für den gelben Trail (Telok Pandan) mit etwa 1,5 Stunden einfach entschieden. Dieser führte vom Headquarter zunächst eine halbe Stunde durch den Urwald bergauf, dann über ein schönes Plateau und Freiflächen um dann nach einem weiteren Dschungelabschnitt in einem überwältigenden Aussichtspunkt auf einer Steilküste direkt überm Meer zu enden (Tiere gabs unterwegs auch reichhaltig zu sehen; berühmt ist der Park aber für die lustig ausschauenden Nasenaffen):
Kuching selbst ist eher klein. Man hat ein paar Einkaufsmalls und der Sarawak-River der mitten durch die Stadt fährt ist ganz schön. Man kann dort auch kleine Bootsfahrten in die anliegenden Waldgebiete oder in Bereiche in denen man rosa Flussdelphine sehen kann, machen. Essen kann man in Kuching sehr gut und günstig: Unser absolutes Highlight war der Top Spot Food Court in der Nähe unseres Imperial Riverbank Hotels. Auf dem Oberdeck eines Parkhauses sind im Quadrat zahlreiche Stände mit frischen Meerestieren, Gemüse, Fleisch und Kräutern aufgebaut. Es geht dort laut und hektisch zu, aber man kann sich alles frisch aussuchen und die Zubereitungsart besprechen. Günstig und lecker!
Sandakan selbst ist keine schöne Stadt. Wir haben etwas außerhalb gewohnt und sind, abgesehen von der Überfahrt später nach Lankayan auch nicht reingefahren. Denn: unsere Unterkunft Paganakan Dii war direkt inmitten grünen Urwalds und in der Nähe des Urang-Utanreservats Sepilok, zu dem wir neben dem Kinabatangan-Flussgebiet maßgeblich wollten. Eine Tour nach Kinabatangan hat unsere Unterkunft selbst organisiert, so dass wir bestens mit allem versorgt waren. Das Paganakan Dii besticht einmal durch seine unvergleichliche Lage: Die kleinen einfachen Hütten haben teilweise einen überwältigenden Ausblick über ein Tal mit tollem Dschungel. Zum anderen wäre da die nette Familie die sich um jeden liebevoll kümmert und neben drei günstigen Mahlzeiten am Tag auch Trinkwasser und weitere Getränke zu moderaten Preisen anbietet. Da das Paganakan Dii etwas abseits liegt, braucht man eben dadurch nicht raus wenn man nicht muss. Für Ausflüge aller Art findet sich aber ein Grab-Fahrzeug ebenso schnell wie innerorts:
Es ließ sich also in unserer Herberge aushalten, trotz eines apokalytischen Gewitters bei Nacht und daraufhin fehlender Stromversorgung am Folgetag.
Im Norden von Sabah locken Urang-Utans im nahen Sepilok, die wir unbedingt besuchen wollten. Dazu muss man sagen, dass Sepilok eine kontrollierte Pflegestation für die Tiere ist. Sie befindet sich in einem Waldgebiet ohne Zaun, die Tiere sind also theoretisch frei. Sie werden aber so lange es ihnen nicht gut geht oder die Tiere es selbst wollen, dort gefüttert und versorgt. Solche Urang-Utan-Reservate gibt es in Borneo viele (bei Kuching bspw. Semenggho) und das ist leider auch notwendig.
Der natürliche Lebensraum dieser und weiterer Tiere wird zum einen den Siedlungen der Menschen, zum anderen umfangreichen Palmölplantagen geopfert. Letzteres ist ein akutes Problem für die Natur Borneos. So sind wir z.B. von Sandakan zum Kinabatangan-Fluss ca. 2 Stunden auf einem normalen Highway ausschließlich an Palmölfeldern vorbeigefahren. Aus Palmöl werden so "lebensnotwendige" Dinge wie Kosmetik und Fertigpizzen, aber vor allem sog. Ökokraftstoffe (>50% der Palmölproduktion), die in Deutschland unter dem Zusatz "E" (z.B. "E10") als besonders umweltbewusst vermarktet und per Gesetz sowie scheinheilig beklatscht von bestimmten Parteien und der Medienlandschaft, in deutsche Tanks fliessen. Meine Empfehlung: informieren wo Palmöl überall verwendet wird und selbst denken; denn das ist gerade in Deutschland aus der Mode gekommen.
Nach diesem kurzen Exkurs zurück nach Sepilok und ein paar Impressionen der wenigen noch verbliebenen Urang-Utans auf Borneo. Neben diesen gibt es in Sepilok auch einen Bereich für Malayenbären, den kleinsten Bären der Welt. Der Eintritt kostet inkl. Fotoerlaubnis 40 Ringit (ca. 9 €). Sachen wie Rücksäcke, Flaschen und insbesondere Essen, sollte und muss man vorher in Lockern einschließen. Die Affen laufen wie beschrieben überall frei herum und bedienen sich sonst hemmungslos...
Nach Sepilok wollten wir noch mehr Natur erleben und das geht in Sabah am besten am Kinabatangan-Fluss. Mit über 550 km ist er der längste Fluss Borneos und große Teile seines Ufer- bzw. Überschwemmungsbereiche sind Naturschutzgebiete, weswegen sich dort eine unglaubliche Artenvielfalt in Flora und Fauna entwickeln kann. Highlight im Kinabatangan-Gebiet sind neben wirklich freilebenden Urang-Utans (die aber selten zu sehen sind) und den schon aus Bako bekannten Nasenaffen, die wilden Elefanten, die in Herden durchs Land ziehen und dabei gerne mal geschlossen den Fluss durchschwimmen:
Ausflüge nach Kinabatangan bucht man am besten als Tour inkl. Hin- und Rückfahrt und Bootsführer. Man kann das (wie wir es gemacht haben) in der jeweiligen Unterkunft organisieren lassen oder man bucht online bei einschlägigen Anbietern über diverse Erlebnis- oder Reiseportale. Touren gibt es als Tagesausflug oder mehrere Tage, dann inkl. Übernachtung am Fluss in einfachen Unterkünften und Verpflegung. Ein bekannter Ort für den Einstieg in den Fluss und zur Orientierung ist Sukau, das etwa 130 km von Sandakan entfernt liegt. Die Strassen dorthin sind gut asphaltiert, so dass man etwa 2 Stunden mit dem Auto benötigt.
Lankayan Island befindet sich etwa 50 km vor Sandakan in der Sulusee und zählt zu den Top-Tauchspots weltwelt. Schnorchler kommen dort wegen des riesigen und unglaublich vielfältigen Hausriffs aber auch auf ihre Kosten. Lankayan erweckt beim ersten Blick vom Boot den Eindruck einer dieser Massentouriinseln der Malediven. Das ist sie aber gar nicht, sondern ein kleines Paradies für Taucher und Schnorchler sowie allgemein an Natur interessierte Touristen. Lankayan hat es perfekt geschafft, eine luxeriöse Atmosphere mit diesem Ansinnen zu verbinden. Es befinden sich gerade mal etwa 2 Dutzend Strandhütten und Overwatervillen dort (die aber wenig Wünsche offen lassen), ein Restaurant auf dem Wasser inkl. Rezeption (Versorgung ist immer Vollpension; Wasser steht in den Hütten bereit und die sonstigen Getränke sind preislich absolut o.k.), der Jetty mit der Divingstation und einer Aufzuchtstation für Meeresschildkröten in der freiwillige Ranger arbeiten. Diese tausche sich gerne mit den Urlaubern aus und wer möchte kann auch dabei sein wenn die kleinen Turtles aus den betreuten Nestern schlüpfen und dann ins Meer entlassen werden. Nicht vergessen darf auch die kleine Militärstation, weitgehend unsichtbar auf der anderen Seite, die zum Schutz der Insel im o.g. Konflikt mit phillipinischen Rebellen dient. Die Bootsfahrt von und zur Insel wird auch immer in Begleitung zweier Soldaten durchgeführt.
Die Insel besitzt ein weitgehend intaktes weitläufiges Hausriff, in dem sich Schildkröten Riffhaie, Falterfische, Kofferfische, Muränen, Rochen und sehr vieles mehr tummeln. Die Unterwasserwelt ist gigantisch und man entdeckt jeden Tag und jede Stunde etwas neues. Die umliegenden Tauchspots sind zahlreich und ebenso vielfältig, allerdings haben wir diese mangels Tauchkenntnissen nicht gesehen.
Die Insel selbst hat man in ca. 20 Minuten zu Fuss umrundet; aber es wird einem wirklich niemals langweilig dort. Neben der Unterwasserwelt tragen dazu eben besagte Ranger ebenso bei wie die Kaffeestunden im Hauptthaus zwischen den Mahlzeiten, der Strand eben direkt vor den Hütten und vieles mehr. Es gibt keine Animation oder dergleichen, keine Reiseleiter die einem etwas verkaufen, es gibt nur die Insel, die Natur und die Unterwasserwelt und eine Rund-Umversorgung mit leckeren Mahlzeiten. Schon morgens auf dem Weg zum und beim Frühstück auf dem Wasser kommt man vor lauter schauen gar nicht richtig zum Essen. Um den Steg und das Restaurant herum tummeln sich Schildkröten, kleine Haie, Fischschwärme, die sich synchron bewegen, Baracudas, die sich ihr Frühstück aus denselbigen holen usw.
Lankayan ist keine Billiginsel und die Preise liegen ein gutes Stück über den sonst in Malaysia üblichen Hotelpreisen, aber für uns hat sich jede Minute der 4 Tage dort gelohnt und wir denken wirklich oft an unser kleines Paradies zurück. Wir haben versprochen wieder dorthin zurück zu kommen; diesmal wird dann aber auch getaucht (-:
Kuala Lumpur bildete des Abschluss unserer Reise und war nach den ruhigen Tagen auf Lankayan schon ein herausfordernder Szenenwechsel. Die Stadt ist mit Blick auf Übernachtung und Essen ein gutes Stück teurer als der Rest von Malaysia, aber gemessen an europäischen Verhältnissen immer noch o.k.
Wahrzeichen der Stadt sind natürlich die Petronas-Twin-Towers mit sagenhaften 88 Stockwerken und 452 m Höhe (zum Vergleich: der Pariser Eifelturm hat 324 m, das für deutsche Verhältnisse recht hohe Rathaus der "schönen" Stadt Kaiserslautern misst 84 m bei 21 Stockwerken). Die Türme der Geschäftszentrale des Energiegiganten Petronas sind nachts, wie der Rest der Stadt auch, hell erleuchtet und von nahezu überall her sichtbar. Überhaupt hat man den Eindruck dass es in "KL" kaum Häuser unter 30 Stockwerken gibt. Die Innenstadt ist schon deswegen, aber auch wegen der vielen Leuchtreklame, nicht mit den typischen asiatischen Metropolen wie Bangkok vergleichbar, sondern eher wie man sich Tokio vorstellt. Ich hoffe, ich wir werden den Vergleich bald anstellen können, das aber nur am Rande... Der Verkehr in KL ist außerhalb der typischen Rush-Hours für eine solche Großstadt ganz in Ordnung; einigermaßen sicher bewegen kann man sich ebenfalls (so zumindest unser Eindruck). Bei der Rückfahrt zum Flughafen sollte man allerdings die Zeit im Auge behalten, denn der Airport liegt ca. 50 km außerhab der Stadt und wenn man abends oder morgens dorthin fährt, kann das bis zum Highway sehr lange dauern.
Die Petronas-Towers sind auf halber Höhe durch eine Brücke verbunden, die besuchen kann. Möchte man sich allerdings die ca. 17€ Eintritt dafür sparen und statt dessen ein wirklich cooles Erlebnis haben, so empfehlen wir abends eine der zahlreichen Rooftop-Bars in luftiger Höhe zu besuchen. Wir haben uns für die Heli Lounge Bar im 34. Stock des Menara-KH-Gebäudes (keine Ahnung was genau das ist, aber mit dem Namen findet man die Bar schneller...) entschieden. Tagsüber dient das Dach als Hubschrauberlandeplatz, abends wird mit Barhockern und einem halbherzigen Absperrband (!) zur chilligen Bar umgebaut. Der Ausblick ist gigantisch, vor allem die hell erleuchteten Twin-Towers sind von dort aus gut zu sehen. Eintritt kostet es keinen, man muss aber in der überdachten Lounge darunter etwas bestellen.