Azoren 2020 - Urwald, traumhafte Bergwelten und alle Wetterlagen

Unsere Route auf den Azoren: Mehr oder weniger ganz Sao Miguel

Die Azoren hatten wir urprünglich gar nicht auf dem Schirm und auch keine rechte Vorstellung was uns erwartet. Coronabedingt musste es in 2020 ein gut und ohne Einschränkungen erreichbares Ziel sein aus dem man auch problemlos zurückreisen konnte. 

Miradouro Boca do Inferno in Cete Cidates
Miradouro Boca do Inferno in Cete Cidates

Vier Stunden Direktflug und man steht im Atlantik nahezu in der Mitte zwischen Europa und Amerika. Die Azoren gehören mit ihren 9 Inseln zu Portugal, haben aber landschaftlich nicht viel damit gemeinsam.

Überraschung und Freude waren daher groß ob der üppigen, vielfältigen und vor allem grünen Natur: Golfstrom und "Wetterküche Europas" sorgen für immergrüne Berge, dichte Urwälder mit Riesenfarnen, bunten Hortensien und vielem mehr.  Mancherorts sieht es aus wie in den schweizer Alpen (wenn man genauer hinsieht, passen nur die exotischen Pflanzen nicht dazu), andernorts wähnt man sich im Dschungel mittelamerikanischer Länder. Der vulkanische Ursprung der Inseln hinterlässt hier und dort heisse Quellen in denen man manchmal baden kann. Im Westen der Hauptinsel Sao Miguel in Ponte da Ferreira wurde die Thermalquelle unter dem Meer zu einen Naturpool direkt an der Vulkanküste umgebaut.

Die Sehenswürdigkeiten auf Sao Miguel sind mehr als zahlreich: viele tolle Aussichtspunkte an der Küste und in den Bergen ("Miradoures"), heisse Quellen, Urwälder, Nadelwälder mit bunten Hortensien dazwischen, malerische Seen in ehemaligen Vulkankratern, Tauchspots und vielen Möglichkeiten zum Whale- und Delphinwatching. Insgesamt also ein spannendes und abwechslungsreiches Reiseziel. Zu den übrigen Inseln können wir leider nichts sagen, aber wer Zeit mitbringt kann diese leicht per Fähre oder Flieger von Sao Miguel aus erkunden.

Auf Sao Miguel ist der Mietwagen die erste Wahl. Organisierte Tagesausflüge ins Landesinnere sind u.E. zu teuer und man sieht immer nur einzelne Punkte. Busverbindungen bestehen zwar zwischen den einzelnen Orten, sind aber für individuelle Touren eher ungeeignet. Maximale Flexibilität bietet daher das Mietauto, das man zu günstigen Preisen vorab buchen und bspw. am Flughafen in Ponta Delgada abholen und abgeben kann. Der (Rechts)Verkehr ist maximal entspannt und die Strassen sind teilweise besser ausgebaut als in Deutschland.

Das Preisniveau vor Ort ist gemäßigt bis günstig, man bekommt vielerorts frischen Fisch und Meeresfrüchte, aber auch alles was es auf dem Festland gibt. Einstellen muss man sich auf das Wetter: Die Azoren bieten alle denkbaren Wetterlagen abseits von Eis und Schnee und das Wetter ändert sich ständig. Dominant ist ein leicht subtropisches Klima mit relativ hoher Luftfeuchtigkeit und viel Wind. In den Bergen kann es auch schonmal etwas kühler sein. Empfehlenswert ist es also, Wechselsachen für alle Lagen (und auch die Badehose...) im Auto zu haben. Die Regenjacke sollte immer dabei sein, wobei es eher leicht nieselt als in Strömen regnet.

Whalewatching ist eines der Highlights auf den Azoren. Die beste Jahreszeit dafür ist  März bis Juni. Dann lassen sich viele der bekannten Wal- und Delphinarten in den Gewässern sehen.

Anbieter von Touren gibts es bspw. im Hafen von Ponta Delgada. Diese arbeiten mit sog. Watchmen zusammen, die Wachhäuser auf höhergelegenen Punkten der Insel aus Walfangzeiten im 19. Jahrhundert nutzen und Nachricht an die Boote geben.

Wir haben uns für das kleine Familienunternehmen Moby Dick Tours entschieden und gute Erfahrungen gemacht. September ist leider nicht optimal, so dass wir "nur" eine Delphinschule und keine Wale sehen konnten. Die Delphine haben uns allerdings viel Spass gemacht und tolle Bilder beschert.

Die schönsten Sehenswürdigkeiten von Sao Miguel in einer virtuellen Rundfahrt

Also, nach der Vorrede geht es nun einmal virtuell mit dem Mietwagen um und durch die Hauptinsel Sao Miguel. Start ist Ponta Delgada. Von dort aus geht es zur Inselmitte und dann Richtung Osten im Uhrzeigersinn um die Insel.

Ponta Delgada -Haupt- und Hafenstadt im Süden

Ponta Delgada besitzt eine gemütliche Innenstadt mit einigen schön anzuschauenden Kirchen und vielen Restaurants. Der Hafen liegt ebenfalls dort und der Flughafen ist nur einige Fahrminuten mit dem Auto entfernt. Neben den oben erwähnten Anbietern von Whalewatchingtouren im Hafen gibt es in Ponta Delgada auch weitere Ausflugsmöglichkeiten.

Portas da Cidade in Ponta Delgada
Portas da Cidade in Ponta Delgada
Der Hafen bei Nacht
Der Hafen bei Nacht

Inselmitte - Caldeira Velha und Lago do Fogo

Von Ponta Delgada fahren wir auf dem gut ausgebauten Highway Richtung Ribera Grande zunächst in die Inselmitte. Dort warten nach etwa 20 Minuten Fahrt die ersten Highlights: Inmitten einer üppigen Dschungellandschaft mit Riesenfarnen befindet sich die heissen Schwefelquellen Caldeira Velha. Der Eintritt kostet 3 Euro und man kann (außerhalb der Coronazeit..) auch in den Quellen baden.


Von Caldeira Velha aus fährt man einfach weiter bergauf in Richtung Lago do Fogo. Die Strecke bis dorthin sind nur wenige Kilometer,auf denen man aber den einen oder anderen schönen Aussichtspunkt mitnehmen kann.  Der Parkplatz für Miradouro des Lago do Fogo liegt leicht unterhalb desselben, so dass man zunächst nichts davon sieht. Der Überraschungseffekt ist dafür umso größer, denn ist man angekommen, öffnet sich ein atemberaubendes Panorama. Vom Aussichtspunkt kann man auch zum Strand des Sees runterwandern und dort einen schönen Tag verbringen:

Lago do Fogo
Lago do Fogo

Osten - Parc Natural dos Caldeiros und zahlreiche Miradouros an der Küste

Wir drehen beim Lago do Fogo wieder um, fahren zurück auf den Highway bei Ribera Granda und fahren Richtung Nordeste, dem östlichsten Ort von Sao Miguel. Die Fahrstrecke ist wunderschön und wir sind immer wieder erstaunt dass wirklich nahezu alles mit grün überzogen ist. Erste Zwischenstation auf dem Weg nach Osten ist der Miradouro do Santa Iria sowie etwas danach der Blick auf den Leuchturm Farol Ponta do Arnel:

Farol Ponta do Arnel
Farol Ponta do Arnel
Miradouro do Santa Iria
Miradouro do Santa Iria

Auf etwa halbem Wege zwischen Farol Ponta do Arnel und Nordeste sieht man ejnen Abzweig zum Parc Naturaldos Caldeiros, den man unbedingt nehmen sollte. Der Parc besteht vordergründig und am Hauptteil unterhalb des Parkplatzes aus einem künstlich angelegten Biotop, das wir als ziemlich touristisch und eher mäßig interessant empfanden. Schöner wird es schon im zweiten Teil auf der anderen Straßenseite. Dort befindet sich zunächst ein schöner Wasserfall:

Viel interessanter, aber so ist es ja meistens im Leben, wird es nach etwas Mühe: Geht man durch den angelegten Teil neben besagtem Wasserfall hindurch weiter in den Wald, so befindet man sich plötzlich in unbelassener Natur. Der etwas beschwerliche Weg endet nach ca. 300m in einem wunderschönen kleineren Wasserfall in einer tollen Urwaldlandschaft:

Nach diesem schönen Ausflug machen wir uns weiter in Richtung Nordeste. Ziel sind die beiden Aussichtspunkte Miradouro do Sougesso und Miradouro Ponta do Madrugada. Beide liegen eng beieinander und man blickt im groben jeweils auf die selben Bereiche der Küste:


Damit sind wir mit unserer Rundreise am östlichsten Punkt angelangt. An der Spitze sind wir am betreffenden Tag umgekehrt und zurück auf dem gleichen Weg nach Ponta Delgada gefahren. Fahren wir aber gedanklich im Uhrzeigersinn weiter um die Insel und legen auf halber Strecke eine kurze Gedenksekunde für die zahlreichen Sehenwürdigkeiten an der Südostseite ein, die wir uns leider nicht anschauen konnten. Sehenswert sind hier bspw. der Lago Furnas, das Waldgebiet um den Salto do Prego oder den Terra Nostra Park. Wir fahren gedanklich weiter in Richtung Westen.

Westen - Sete Cidates und Ponta de Ferreira

Im Westen von Sao Miguel dominiert ganz klar das Berggebiet um Sete Cidates. Übersetzt heißt es "sieben Städte"; eigentlich müsste es aber eher 7 Berge oder so heißen. Der gleichnamige kleine Ort hat selbst wenig zu bieten. Die gesamte Berg- und Seenlandschaft aber umso mehr.  Viele tolle Aussichtspunkte auf die Berge, Wälder und die beiden Hauptseen Lago Verde und Lago Azul (grüner und blauer See). Wer gerne wandert ist hier genau richtig, alle anderen können sich aber per Auto genauso an den tollen Landschaften erfreuen.

Die Auffahrt ist an sich schon ein Erlebnis: Man spürt mit jedem Meter die volle Natur, die sich je nach Höhenlage deutlich ändert, allerdings immer grün bleibt. Die schweizer Alpen oder der Schwarzwald lassen mancherorts grüßen; der erste Eindruck wird aber immer wieder verwundert revidiert, wenn man genauer hinschaut und Pflanzen wie Riesenfarne, Hortensien oder Palmen entdeckt, die so gar nichts im Schwarzwald zu suchen haben. Das Klima wird weiter oben deutlich kühler und auch unbeständiger.

Am besten gefallen hat uns der Aussichtspunkt Miradouro da Boca do Inferno. Man hält am Parkplatz der mit "Lago Canario" ausgeschildert ist (diesen kann man nach einigen Metern ebenfalls besichtigen) und wandert dann etwa 15 Minuten durch den Wald zum Aussichtspunkt, um den herum man wandern oder auch schön picknicken kann.

Lago Verde
Lago Verde
Lago Azul vom Miradouro da Vista do Rei
Lago Azul vom Miradouro da Vista do Rei

Wir fahren ca. 20 Minuten von Sete Cidates weiter in Richtung Fereiras an der Südwestküste. Nach einigen Tagen in den Bergen wollen wir ans Meer und dort ein bischen chillen. Wer typischen Strandurlaub sucht, ist auf Sao Miguel leider nicht richtig. Es gibt zwar einige Strände rund um die Insel; diese entsprechen aber eher nicht dem typischen Strandbild mit Liegestühlen etc. Santa Barbara z.B. (bei Ribera Grande im Norden) wird wegen seiner ausgeprägten Wellen gerne von Surfern benutzt. Das Meer ist von Cete Cidates aber trotzdem nicht weit weg und für einen PLatz zum baden hat die Natur gesorgt. Nahe Ferreiras gibt es einen Naturpool, der bewacht und kostenlos einlädt, direkt am Meer an der Steilküste über einer Thermalquelle zu baden:

Piscina Naturale di Ferreira von der Straße aus
Piscina Naturale di Ferreira von der Straße aus
Piscina Naturale di Ferreira unmittelbar über der Thermalquelle
Piscina Naturale di Ferreira unmittelbar über der Thermalquelle