Unsere Tour durch Kolumbien:
Nachdem wir in Coronazeiten 2020 schon die Azoren erkunden durften, wollten wir die zunehmende Belebung des Reiseverkehrs Mitte 2021 unbedingt weiter nutzen. Kolumbien stand weit oben auf unserer langen Liste, die Einreisebedingungen waren aktuell einfach und so konnte es losgehen. Ein etwas flaues Gefühl wegen der volatilen Lage, aber auch wegen der in Kolumbien generell etwas schlechteren Sicherheitssituation, hatten wir natürlich schon im Gepäck. ABER: endlich wieder raus in die Welt! Der Rest ist Organisation, die diesmal natürlich etwas umfangreicher war, aber es hat alles gut geklappt und mehr als gelohnt!
Das Land ist riesig, die Möglichkeiten zahlreich; unsere Zeit war jedoch (angesichts der Lage aber ganz bewusst) begrenzt. Also überlegten wir nicht lange und wollten auf jeden Fall die Karibik um Cartagena inklusive der Islas del Rosarios, das tolle Cocoratal im Inland und die Kaffeeregion um Salento an sich mit in der Route haben. Bogota bietet sich als schöne Ergänzung an, da die meisten Flüge aus Europa dort landen.
Eine Aufstellung unserer Kosten für 2 Wochen Kolumbien findet Ihr zur Orientierung ganz unten.
Sicherheitstip: Für den Transport nur registrierte Taxis oder Uber nutzen; niemals (vor allem nicht in Bogota) Taxis vom Straßenrand ranwinken. Empfehlenswert war für uns die Taxiapp "Cabify" (funktioniert im Prinzip wie Uber, nur mit Taxis) oder eben Uber direkt. Der Flughafen Bogota hat freies WLan, so dass Ihr schon dort direkt ein Taxi ordern könnt. Daneben: In Bogota solltet Ihr aus Sicherheitsgründen Geld nur an ATMs innerhalb von Supermärkten oder Banken abheben bzw. direkt am Flughafen noch innerhalb des Sicherheitsbereichs befinden sich ATMs und Wechselstuben.
Bogota ist eine riesige Stadt, deren Ausmaße sich vom Aussichtspunkt Monserrate auf ca. 2400 m Höhe erahnen lassen. Monserrate würden wir auch als absolutes Muss empfehlen wenn man Bogota besucht. Per Auto ca. 10 Minuten vom Centro Historico (La Candelaria) gelangt man an die Station am Fuße des Berges. Man kann nun wählen zwischen der Seilbahn oder Bergbahn um auf den Gipfel zu kommen.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind das kleine historische Zentrum selbst. In La Candelaria kann man gut und sicher wohnen und kann dort bspw. das Musee de Oro (Goldmuseum), den schönen Plaza de Bolivar oder die vielen kleinen bunten Straßen selbst anschauen. Darüber hinaus hatten wir mangels Zeit nur wenig Gelegenheit weitere Stadtteile von Bogota zu besichtigen. Wie man uns sagte, gibt aber über das historische Zentrum hinaus aber auch nur wenig Ausflugsziele.
Aus unserer Sicht wichtig: Bogota liegt mit ca. 2500 m relativ hoch. Entsprechend kühl ist das Klima. Sicherheit ist in der Stadt immer ein Thema. Vorsicht ist in jedem Fall beim Geld abheben und wie schon erwähnt beim Taxifahren geboten. Wir haben die ersten Columbianischen Peso direkt am Flughafen noch innerhalb des Sicherheitsbereichs abgehoben.
Als nächstes wollten wir ins Landesinnere, in die Anden, in die Kaffeeregion. Dabei wollten wir unbedingt das berühmte und wie wir bestätigen können, wunderschöne und atemberaubende Cocoratal entdecken.
Ausgangspunkt für alle Aktivitäten im Cocoratal und auch für viele Kaffeefarmen in den Anden ist das kleine Dorf Salento, ca. 300 km von Bogota entfernt. Man gelangt dort entweder per Bus hin (ca. 5 Stunden) oder einfacher: man bucht einen der gute ausgebauten Inlandsflüge entweder nach Pereira oder nach Armenia. Beide Städte sind ca. 30-40 km von Salento entfernt und man erledigt den Rest per Taxi. Die meisten Unterkünfte in Salento sind darauf eingestellt und schicken auf Wunsch auch ein Transportmittel an den Flughafen.
Von Salento waren wir restlos begeistert: ein kleines überschaubares Dorf mit allem was man braucht (Restaurants, Supermärkte, jede Menge Hostels etc.) und umgeben von fantastischer Natur. Die Menschen dort sind freundlich, entspannt, feiern gerne abends auf der Straße und man kann sich sicher bewegen; auch nachts. Sehenswürdigkeiten im Dorf selbst sind der Dorfplatz mit einer sehr schönen Kirche, die vielen bunten Gassen und ein hochgelegener Aussichtspunkt namens "Mirador de Salento":
Das berühmte Cocoratal (Valle de Cocora) liegt etwa 8 km von Salento entfernt. Das Transportmittel der Wahl dorthin sind die sog. Willys. Das sind Jeeps, die organisiert nach festem Zeitplan vom Dorfplatz aus buchbar sind und zum Cocoravalley hin- und zurückfahren. Am besten bucht man direkt den Rückweg mit und peilt eine Anfahrtszeit an. Die einfache Fahrt kostet etwa ca. 2 €, dauert ca. 15 Min. und ist an sich schon ein Erlebnis.
Hauptmerkmal des Cocoratals sind die Wachspalmen. Eine Palmenart, die nur in den Anden ab ca. 2000 m Höhe vorkommt und deren Aufkommen auf Kolumbien und Ecuador begrenzt sind. Sie werden bis 50 m hoch und sind in der schieren Zahl echt beeindruckend anzusehen. Das Tal und die Reise dahin sind aus unserer Sicht jede Mühe wert. Es ist einfach ein wunderschöner und bewegender Ort. Man sollte allerdings etwas Zeit mitbringen und für alle Wetterlagen gerüstet sein. Die Temperaturen schwanken stark mit der Sonne (durch Höhenlage sind die Temperaturen eher kühl) und es regnet relativ oft. Es heißt also regelmäßig "Jacke an, Jacke aus". Der Wanderweg durchs Tal ist ein Rundweg von etwa 12 km; man sollte sich also mit Wasser, Snacks etc. eindecken. Der Rundweg ist in beiden Richtungen bewanderbar. Links herum (gegen den Uhrzeigersinn) sieht man das Tal zuerst; später kommen dann noch weitere Waldgebiete, Wasserfälle, die wir aber nicht mitgenommen haben. Eintritt kostet das Tal einmal beim Eintreten und einmal beim rausgehen. Mit 5000 COP (ca. 1,20 €) pro Person und Zahlung ist es aber mehr als überschaubar, zumal der Eintritt in die Pflege des Tals fließt.
Was man nun noch in Salento unternehmen? Neben dem Cocoravalley, dem Mirador de Salento und Salento selbst, wollten wir eine der örtlichen Kaffeefarmen besuchen und mehr über Anbau und Produktion erfahren. Auch hier sind die Willys hilfreich und wenn man sich vorher informiert oder mit Einheimischen spricht, bekommt man schöne Tips und Namen der Farmen, die Touren anbieten. In Coronazeiten musste man auch keine Tour buchen, sondern konnte einfach hinfahren und meist direkt starten. Zu den Framen wandern geht ebenfalls, man braucht aber etwas Ausdauer dazu.
Wir haben uns für die Ecofarm El Requerdo entscheiden. Carlos baut hier nicht nur Kaffee an, sondern auch viele andere Früchte, teils für den Eigenbedarf, teils für den Handel. Der wesentliche Unterschied zu anderen,mehr kommerzielleren Farmen, besteht im Ansatz des "Polycultural Farming", also dem Anbau mehrerer verschiedener Pflanzen zusammen auf der gleichen Fläche. Dies schont die Böden und ist nachhaltiger als die vielen anderen, auf Maximierung der Kaffeemenge ausgelegten Monokulturen im Land: (klick aufs Bild)
Cartagena hatte uns nach dem ruhigen und beschaulichen Salento zunächst etwas überfordert. Unser Quartier lag im Viertel Bocagrande, der "Zona Touristica" direkt am Strand. Der Strand ist ein typischer Stadtstrand vor einer Skyline aus Hochhäusern (siehe Cancun in Mexico). Das mitreißende Flair einer Copacabana sucht man hier aber leider vergeblich. Die Händlerdichte ist hoch und am Anfang sagt man alle paar Augenblicke "no gracias". Das Niveau der Strandbars ist unterirdisch und alles ist auf Kommerz ausgelegt. Unser Hotel hatte einen eigenen privaten Strandabschnitt, aber falls man das nicht hat und einen Tag am Strand verbringen möchte, sollte man auf einen der Liegenverleihe ausweichen.
Richtiges Karibikfeeling kommt hier leider nicht auf. Sucht man das (na klar sucht man das!), bekommt man es aber auf jeden Fall auf den umliegenden Inseln; bspw. auf den Islas del Rosario wie Baru, Isla Azul, Isla Grande usw. Wie man am besten dorthin kommt erzählen wir später.
Wenn man allerdings für Abends gute Restaurants in Bocagrande sucht, wird man sehr angenehm überrascht: es gibt dort hervorragende Steakhäuser, peruanische Restaurants, viele gute Sushi-Bars und einiges mehr. Wir haben jeden Abend sehr gut und für europäische Verhältnisse sehr günstig gegessen.
Die historische Altstadt von Cartagena ist ein echtes Highlight: Umgeben von einer ca. 11 km langen Stadtmauer, die man auch ablaufen kann, findet man bunte Straßen, Kirchen und Plätze. Viele Händler allerdings auch hier...
Das berühmte Cafe del Mar befindet sich an der Meeresseite oben auf der Stadtmauer und bietet einen tollen Blick auf die Skyline. Es öffnet jeden Tag um 16 Uhr.
Für die Altstadt insgesamt sollte man etwa einen Tag einplanen. Von Bocagrande aus erreicht man sie in ca. 30 Minuten zu Fuß oder aber in ein paar Minuten mit dem Taxi.
Es gibt auch einige Hotels im historischen Stadtkern, falls man sich Bocagrande ersparen möchte.
Bleibt man länger in Cartagena, sollte man unbedingt einige Ausflüge in die nähere Umgebung unternehmen. Angeboten wird hierbei viel und vor allem gefühlt an jeder Ecke. Unser Tip wäre: informiert Euch online über seriöse Anbieter und bucht direkt dort. Falls Ihr damit nicht weiterkommt, dann geht auf einen der einschlägigen Individualreisevermittler in Deutschland zu, die Bausteine dazu anbieten oder nutzt Plattformen wie GetYourGuide. Nachdem was wir so hörten, schwankt die Qualität der Ausflüge wohl stark. Neben den Islas del Rosario gibt es Ausflüge zu nahegelegenen Vulkanen oder auch Tagestouren in den Nationalpark Tayrona, in der Nähe von Santa Marta; etwa 200 km von Cartagena entfernt.
Die Islas del Rosarios bestehen aus 5 kleineren und größeren Inseln. Die Inselgruppe befindet sich ca. 1 Stunde mit dem Boot vor Cartagena. Besucht haben wir im Rahmen einer Tagestour Isla Grande, Isla Baru, Isla Azul und die Partyinsel Isla Cholon. Letztere fanden wir etwas zu laut und schrill, aber alle anderen sind typisch karibisch mit tollem Strand und schönen Möglichkeiten zum Schnorcheln:
Auf Isla Grande wartete ein besonderes Highlight: Dort hatte einst Pablo Escobar eine seiner Sommerresidenzen. Inzwischen steht das Haus leider leer; ein Hotel wäre doch eine gute Idee?? Im Meer vor der Villa liegt in ca. 5 m Tiefe dazu noch das Wrack eines seiner Flugzeuge; abgestürzt in den späten 80ern. Der Anblick beim Schnorcheln ist einfach phänomenal!
Kosten für 2 Wochen Kolumbien mit der obigen Route pro Person, bei 2 Personen, Stand Oktober 2021: